Erfahrungsbericht

Maksutov MTO-11CA Spiegellinsenobjektiv



"Persönlich kenne ich keinen Fotografen, welcher mit einem Spiegellinsenobjektiv wirklich zufrieden ist und dies regelmäßig einsetzt, aber einige, welche Zuhause in der Schublade ein solches lagern." (Zitat von Andreas Hurni)

Wer nach A. Hurni sucht, wird in Google schnell fündig. Er ist ein toller Mensch und Fotograf.
Doch in einem Punkt hat er sich meiner Meinung nach getäuscht. Es gibt Fotografen, die mit ihrem Spiegel zufrieden sind!

Der folgende Bericht ist alt. Sehr sehr alt. Er stammt aus der Frühzeit der digitalen Spiegelreflexfotografie. Spiellose Kameras waren damals langsame, eher bescheidene Kompaktkameras der unteren Preisklasse mit fest verbauten Suppenzoom. So sehr ich diesen Exoten zu schätzen wusste, hab ich mich schon lange davon getrennt und glaube das die Linse bei heuten Pixelboliden auch nicht mehr sinnvoll einsetzbar ist. Das Interesse an meinen Erfahrungen mit dem Maksutov scheint jedoch ungebrochen und so ziert der dieser Blick in die Vergangenheit als erster Technikbericht unsere neue Webseite.

Vorwort

Nach allem, was ich im Internet gelesen habe, hätte ich mir nie ein Spiegellinsenobjektiv / Spiegelteleskop gekauft. Ein Zufall sorgte dafür, dass es doch anders kam und ich dieses "Objektiv" heute nicht mehr missen will. Nun möchte ich weitergeben, wie man mit einem Maksutov -Teleskop gute Ergebnisse erzielt, und für wen es überhaupt geeignet ist.

Der Artikel beschreibt ausschließlich die Eigenschaften des "Objektives" im Einsatz als Teleobjektiv, z.B. bei der Tierfotografie. Die hier aufgeführten Eigenschaften und Angaben sind größtenteils nicht auf die Astrofotografie übertragbar. Obwohl die Angaben meiner Erfahrung nach auch auf andere Spiegellinsenobjektive (z.B. den Nikon Spiegel) zutreffen, bezieht sich der Artikel auf das Maksutov MTO-11CA Spiegellinsenobjektiv, das mit Brennweite, Preis und Abbildungsleistung in dieser Objektivkategorie ganz vorne mitmischt.

Der angesprochene Zufall verschaffte mir die Gelegenheit, das Maksutov Teleskop, auch Russentonne genannt, im Tierpark Hellabrunn testen zu können. Nachdem ich am Computer die Ergebnisse gesichtet hatte, dauerte es nicht lang, bis sich das Maksutov Teleskop auch in meiner Ausrüstung wiederfand. Dennoch möchte ich nicht behaupten, dass so ein Spiegellinsenobjektiv das perfekte Instrument für den Fotografen ist.

Es sollte stets klar sein, dass sich Spiegellinsenobjektive von der Abbildungsleistung und auf Grund fehlender Hilfsmittel, wie ein AF, nicht mit klassischen Teleobjektiven messen können (billige Einstiegsobjektive ausgeschlossen). Der Hauptgrund, sich dennoch für ein solches Objektiv zu entscheiden, ist der Preis. Rund 200 € für 1.000mm Brennweite, ist einfach nicht zu schlagen. Man zahlt mind. den dreifachen Preis, um mit Teleobjektiven auf dieselbe Brennweite zu kommen. Möchte man gute Lichtstärke und Autofokus bei einer solchen Brennweite, dann hat man unter 7.000 € gar keine Chance.

Technischer Überblick

Fast schon eine Rarität ist diese solide Qualität russischer Ingenieurskunst. Nicht gerade leicht, aber recht kompakt und robust. Das ist der erste Eindruck, den das Maksutov hinterlässt.

Maksutov MTO-11CA

Maksutov MTO-11CA

Das Maksutov Teleskop wurde für den Einsatz als Teleobjektiv und weniger für die Astrobeobachtung entwickelt.

Diese Gene merkt man unter anderem in der Streulichtblende, die sich bequem ausziehen lässt und dank Filzpolsterung fest und klapperfrei in der jeweiligen Position verbleibt. Der Kameraanschluss (M42/1 Gewinde) wurde für Zenit- oder Praktica-Kameras ausgelegt.

Problemlos lassen sich über eine Doppeladaptierung alle üblichen Systemkameras daran betreiben.

Die Firma Teleskop-Service GmbH bietet für Interessenten alle benötigten Teile an. Darüber hinaus werden dort alle Teleskope auch noch mal etwas präpariert.

Dieses Tuning besteht aus der Entfernung des Fokussierlimits, über das Unendliche hinaus (für Astrofotografie relevant) und dem Entspannen des Spiegels, was die Abbildungsleistung gegenüber der Werksversion in vielen Fällen nochmals steigert.

Optische Daten:Frontöffnung: 100mm Durchmesser
 Brennweite: 1.000mm 
 Blende: F10 Fixblende
 Sichtwinkel: ca. 2 Grad
  
Aufbau:Gehäuse: Metallausführung, 120mm Durchmesser x 240mm Länge
 Gewicht: 2,3 kg
 Optik: mehrschichtvergütete Gläser, Haupt- und Fangspiegel sind mit einer Quarz-Schutzschicht versehen
 Streulichtblende: ausziehbare, festmontierte Streulichtblende
  
Fokussierung:Manueller Fokus über das Drehen des vorderen Gehäuseteils
  
Entfernungseinstellung:  Von 3 Meter bis unendlich
  
Anschlussgewinde:M-42 x 1mm Standardgewinde
 Anschluss von Spiegelreflexkameras und CCD Kameras über Adaptionen.
  
Notwendige1.) Adapter von M 42 auf T-2 Fotogewinde
Bajonettadapter:2.) T-2 Adapterringe auf alle handelsüblichen Kameras
  
Stativanschluss:Über jeweils 2x 1/4" oder 3/8" Anschlüsse
  
Lieferumfang:Maksutov Spiegellinsenobjektiv
 Softcase Tragetasche
 3 aufschraubbare Filter (Klarglas und Farbfilter)

 

Für wen eignet sich ein Spiegellinsenobjektiv?

Meiner Meinung nach überwiegend für Digitalkamerabesitzer, die gerne Tier- und/oder Astrofotografie betreiben, auch mit dem eingeschränkten Aufnahmekomfort (Fokussierung, Belichtung usw.) klarkommen und bereit sind, die geschossenen Fotos am Computer nachzubearbeiten.

Nicht zu empfehlen ist die Russentonne für Fotografen, die gern schnell und einfach zu ihrer Aufnahme kommen möchten oder die Tonne für dynamische Situationen, wie z.B. bewegende Tiere, verwenden wollen.

Erfahrung im praktischen Einsatz:

Tigerdame Leila ist sicher einer meiner Glanzstücke, welche mit dem Maksutov Spiegelteleskop geschossen wurden.

Tigerdame Leila

Nikon D70 mit Maksutov MTO-11CA

Um zu solchen Ergebnissen zu kommen, müssen aber eine Hand voll Dinge beachtet werden.
Zuerst mal ein kleiner Überblick:

Vorteile:

  • sehr große Brennweite
  • kaum Vignettierung
  • gute Schärfe
  • sehr kostengünstig

Nachteile:

  • Lichtschwach
  • kein Autofokus
  • keine CPU und somit keine Belichtungsmessung (je nach Kamera)
  • schlechter Kontrast
  • flaue, verfälschte Farben
  • Spitzlichter erzeugen Kreiseffekt

Das Fotografieren:

Wie erwähnt, ist ein gutes Stativ Pflicht. Freihandfotografieren ist bei der Brennweite einfach unmöglich. Ein wackliges Billigstativ versagt erstens beim Gewicht der Kamera + Teleskop, zweitens aufgrund der Verwacklungsunschärfe.

Die Schärfe ist der Knackpunkt beim Fotografieren mit dem Teleskop. Sie ist einer der Stärken und gleichzeitig die große Schwäche. Zum einem muss manuell fokussiert werden, was den meisten Fotografen (mich eingeschlossen) nur dann gut gelingt, wenn das Zielobjekt recht langsam unterwegs ist, besser noch stillsteht. Am schwierigsten ist aber die Verwacklungsunschärfe zu vermeiden. Bei 1.000mm Brennweite wirken sich kleine Wackler sofort dramatisch aus. Bei guten Lichtverhältnissen (direkte Sonneneinstrahlung) und ISO 200 kommt man auf Belichtungszeiten zwischen 1/300 und 1/1.000 sec. Das reicht, um recht sicher scharfe Aufnahmen zu machen. Dennoch sollte man auch hier schon mit dem Fernauslöser arbeiten.

Im Wald, wie z.B. bei meinen Luchsfotos, liegt die Belichtungszeit bei 1/4 bis 1/100 sec. Hier wirken sich kleinste Erschütterungen massiv auf die Bildschärfe aus. Und diese erzeugt der hochklappende Spiegel bereits völlig ausreichend. Ich habe mir eine Versteifungsstrebe von Manfrotto besorgt, die zwischen Kamera und einem Stativbein angebracht wird. Diese kompensiert die fehlende Spiegelauslösung etwas, kann aber eine Spiegelvorauslösung nicht ersetzen. Bei einer Belichtungszeit länger als eine 1/300 sec sollte man auf SVA und Fern- bzw. Selbstauslöser setzen, ansonsten lässt die Schärfe merklich nach. Aber auch bei kürzeren Belichtungen, schaden diese Hilfsmittel nicht.

Auch das zu fotografierende Objekt sollte stillstehen, sonst gibt es Schlieren.

Einen unschönen physikalischen Nebeneffekt unterliegen alle Spiegelteleskope. Sie erzeugen, bei hellen Lichtern im Hintergrund, helle Kreiseffekte statt der gewohnten Punktförmigen. In den meisten Fällen sind es nicht mal direkte Spitzlichter, die durch diesen Effekt ein Bild kaputt machen. Befinden sich z.B. Zweige im Hintergrund, die von der Sonne angestrahlt werden, bilden sich wirre Spaghetti aus überlappenden Kreisen.

Tigerbild mit Spaghetti-Effekt

Ein Beispiel für den unschönen Spaghetti-Effekt

Betrachtet man nun die Problematik mit der Verwacklungsunschärfe, die manuelle Fokussierung / Belichtung und den Spaghetti-Effekt, könnte man schnell auf die Idee kommen, dass das Maksutov für den praktischen Einsatz weitgehend untauglich ist.

Für den schnellen Schnappschuss mag dies zutreffen, aber auch nur da. Das Teleskop zeichnet sich durch eine sehr gute Schärfe aus und hat eine sehr geringe Vignettierung.

Tigerdame Leila 1:1-Ausschnitt

1:1 Ausschnitt einer Aufnahme mit dem Maksutov MTO-11CA

Bei dem 1:1 Ausschnitt zeigt sich die Schärfeleistung des Maksutov (ohne Spiegelvorauslösung). Das Fell wird mit seinen einzelnen Haaren voll erfasst. Richtig gut wird die Schärfe bei Verwendung der Spiegelvorauslösung. Nur die Farben und die Tonwerte sind hier noch nicht optimal.

Anfangs überlegte ich mit einem separaten Belichtungsmesser zu arbeiten, um mit der fehlenden Belichtungsautomatik an der Nikon D70 zurecht zu kommen. Nach ein paar Tagen hat man aber den Dreh schnell raus und kann recht treffsicher einschätzen, wie lange man belichten muss. Dank der Vorschau an den Digitalkameras lässt sich dies ja jederzeit überprüfen und korrigieren. An der Nikon D2x steht dagegen eine Color-Matrixmessung zu Verfügung, die recht präzise Belichtungsergebnisse ermöglicht.

Das manche Kameras die Belichtungsmessung an der Russentonne unterstützen und andere wieder nicht, liegt an den Sparmaßnahmen der Hersteller. Während in der Vergangenheit MF Objektive ohne CPU und elektrische Kontakte gängig waren und die Kameras über spezielle Kupplungen die Objektivdaten, wie z.B. die Blende abgriffen, wurde dies bei den neueren Amateur DSLR´s einfach wegrationalisiert. Schließlich sind fabrikneue MF-Objektive am Aussterben. Dass die Kameras diese Kupplung für eine Belichtungsmessung an der Russentonne gar nicht bräuchten, da bei dem Maksutov Teleskop Anfangs- und Arbeitsblende gleich ist, spielt keine Rolle. Die Softwareunterstützung wurde gleich mit wegrationalisiert.

Möchte man im Vorfeld überprüfen, ob die eigene Kamera eine Belichtungsmessung an Non-CPU Objektiven unterstützt, sollte man ohne angesetztes Objektiv die Kamera in manuellen Modus schalten und prüfen ob die Belichtungsskala (im Sucher und oft auf dem kleinen Display oben) einen Wert anzeigt. Ist das der Fall, dann sollte die Belichtungsmessung kein Problem sein.
Man muss dieses Objektiv eben mit Verstand einsetzen, dann erhält man schöne Fotos, die mit erschwinglichen Ausrüstungen nicht möglich wären.