Tagebuch
Es war unsere erste Reise nach Namibia und zugleich auch die erste Reise, die wir zusammen ins entferntere Ausland unternahmen. Wir landeten morgens in Windhoek. Mit einem alten Pickup, der die nächsten Wochen unser Zuhause sein würde, fuhren wir zum großen „du-wirst-keine-weitere-Einkaufmöglichkeit-wie-hier-antreffen“ Schoppen. Wir deckten uns vor allem mit Grillzeug ein, denn wir planten die meiste Zeit am Lagerfeuer zu grillen. Und wer weiß schon wann wir wieder auf eine so leckere und exotische Fleischauswahl treffen würden.
Dank aktiver Kühl/Gefriertruhe im Kofferraum, stellten auch die knapp 500 Kilometer Richtung Süden bei afrikanisch hohen Temperaturen kein Problem für unsere Einkäufe dar. Die erste Nacht verbrachten wir bei den Köcherbäumen nördlich von Keetmanshop. Trotz der gut ausgebauten B1, kamen wir leider erst kurz nach Sonnenuntergang bei der kleinen Campsite an. Das Camp sah verlassen aus und wir befürchteten schon, dass es geschlossen war. Im Gegensatz zu vielen anderen Campsites hatten wir bei Garas Quivertree Restcamp im Vorfeld keine Reservierung von Deutschland aus tätigen können. Wir stiegen aus und suchten den Camp-Wart. Plötzlich trat ein junger Afrikaner mit einem großen Messen auf uns zu. Im ersten Augenblick hatten wir nur Augen dafür und malten uns die wildesten Sachen aus. Das schien der Mann zu bemerkten und entschuldige sich sogleich. Er hatte das Messer für das Schälen einer Orange benutzt. Erleichtert klärten wir mit ihm die Formalitäten und bezahlten.
Fürs Fotografieren waren wir schon zu spät dran, zumal der Abendhimmel mit dem hässlichen Dunst nicht sonderlich attraktiv aussah. Stattdessen konzentrierten wir uns also auf unseren ersten Grillabend. Eifrig bereiteten wir die Feuerstelle vor und grübelten welches von den für uns exotischen Fleischsorten wir als erstes Grillen sollten. Doch das Treiben geriet plötzlich ins Stocken. Wo war das Feuerzeug abgeblieben? Schon vor unserer Abreise, war das Feuerzeug ein Thema gewesen.
Als Nichtraucher hatten wir keine Erfahrung. Wir wussten, dass es als gefährlicher Gegenstand im Handgepäck nicht erlaubt war. Also packten wir es in unseren Koffer und gaben es mit dem Reisegepäck auf. Nach langem Suchen in dem besagten Koffer, gingen wir zunächst davon aus, dass es einfach irgendwo dazwischen gerutscht war. Schließlich fanden wir ein Schreiben von der Luftsicherheitsstelle des Münchner Flughafens. Darin wurden wir darüber informiert, dass man unseren Koffer geöffnet und folgende vorschriftswidrige Gegenstände entnommen hatte: 2 Feuerzeuge. Da saßen wir nun an unserer schönen Feuerstelle ohne Feuer, mit leckeren Grillfleisch und mussten uns mit belegten Broten begnügen. Völlig allein auf der Campsite gab es leider auch niemand bei dem wir uns ein Feuerzeug borgen konnten. Das Defizit an Feuerzeugen beseitigen wir gleich am nächsten Tag und die darauffolgenden Grillabende waren gerettet.
So dachten wir.
Kurz darauf machten wir eine weitere nicht sehr erfreuliche Entdeckung, die unser leckeres Grillfleisch, sowie die anderen verderblichen Lebensmittel gefährdete. Die aktive Kühltruhe kühlte nicht. Umgehend meldeten wir uns beim Vermieter, der uns Anweisungen gab, wie man die Kühltruhe vielleicht doch wieder zum Laufen brachte. Aber schon auf der Weitefahrt Richtung Süden, merkten wir, dass es nichts half. Nach einem weiteren Gespräch mit dem Vermieter stand fest, dass sich die nächste Möglichkeit, die Kühltruhe zu tauschen, erst in Swakopmund ergeben würde. Das waren fast 10 Tage. Es blieb uns nichts anders übrig, wir mussten die Zeit mit Eis überbrücken, denn aufgrund der bereits gebuchten Campsites, konnten wir unsere Reisepläne nicht einfach ändern. So kauften wir bei jeder Gelegenheit Eis, um die Lebensmittel wenigstens ein bisschen zu kühlen. Dennoch mussten wir einiges entsorgen. Vor allem der Verlust des Fleisches, wie Kudu und Springbock, schmerzte uns. Immerhin fanden wir hier und da Gelegenheiten neues Grillfleisch zu kaufen, so dass unsere freudig erwarteten Grillabende meist dennoch irgendwie stattfinden konnten.
In Swakopmund bekamen wir endlich die heiß ersehnte neue Kühltruhe. Doch so einfach war es nicht. Denn beim Tausch stellte sich heraus, dass es gar nicht die Kühltruhe war, sondern die Verkabelung. Das Problem ließ sich wohl nicht so einfach beheben. Nicht jedoch für Stefan, in dem ein kleiner MacGyver steckte. Er bastelte vom Batterieblock im Motorraum ein Kabel, dass bis zur Rücksitzbank reichte. Die Kühltruhe wanderte von der Ladefläche auf die Rücksitzbank und voila, endlich funktionierte sie aufs vorzüglichste.
Der exklusive Standort auf der Rücksitzbank kam uns vor allem später in der Etosha zu Gute. Dort war es nicht erlaubt, außerhalb der Campsites oder der Picknick-Areale das Fahrzeug zu verlassen. Wenn es uns auf unseren Game-Drives dürstete, machten wir einfach die Kühltruhe auf und holten uns ein kühles Getränk. Mit dem Standort im Kofferraum wäre das nicht möglich gewesen.
Im Nachgang unserer Reise machten wir uns nochmal über das heikle Thema „Feuerzeuge im Flugzeug“ schlau. Eine derartige Schmach sollte uns kein weiteres Mal widerfahren. Leider fanden wir immer nur die Information wo es nicht erlaubt war. Das Reisegepäck hatten wir am eigenen Leib erfahren. Von dem Verbot fürs Handgepäck wussten wir schon vor unserer Abreise. Tatsächlich ist das Mitführen eines Feuerzeuges ausschließlich am Körper des Reisenden erlaubt. Es gibt einen Unterschied zwischen Handgepäck und „am Körper“? Klingt unlogisch, ist es auch und wir haben wieder was gelernt.