Schottlands westliche Inseln



Schottland ist von drei Seiten vom Meer umgehen: dem Atlantischen Ozean und der Nordsee. Besonders entlang der westlichen, als auch der nördlichen Küstenlinie ragen unzählige kleine und größere Inselgruppen und Inseln aus dem Meer. Irgendwo im Internet haben wir mal gelesen, dass es in Summe fast 800 Inseln sein sollen, von denen nur ein kleiner Bruchteil bewohnt ist.

Die Größte von ihnen bildet den Hauptteil der Äußeren Hebriden: Lewis and Harris. Die Insel mit den zwei Namen ist gerade mal ein paar hundert Quadratkilometer kleiner als das deutsche Saarland. Am Anfang waren wir irritiert, warum die Insel im Norden Lewis und im Süden Harris genannt wird, wenn es doch ein und dieselbe Insel ist. Nach ein wenig Recherche fanden wir heraus, wie es zu der Namenskuriosität gekommen war: Zu früheren Zeiten konnten die Bewohner das Gebirge, dass Lewis and Harris durchschneidet nicht passieren. Daraus ergab sich, dass die Bewohner im Norden ihre Insel Lewis und die Bewohner im Süden ihre Insel Harris nannten. Heutzutage führen gut ausgebaute Straßen durch das einst unwegsame Gebirge und aus zwei ist eins geworden.
Während Harris mit den Bergen und der Halbinsel, eher etwas felsig ist, erscheint Lewis eher flach und ist mit unzähligen Süßwasserseen durchsetzt. Wir selbst hatten der Insel einen kurzen Besuch abgestattet, da uns die Standing Stones of Callanish sehr interessierten. Schon auf unserer langen Fahrt nach Schottland, hatten wir überlegt im Süden von England bei Stonehenge vorbei zu schauen und die berühmtesten Standing Stones zu fotografieren. Freunde warnten uns, dass auch hier der Massentourismus stark zugeschlagen hat: Zu viele Besucher und verdammt teuer. Die anderen beiden berühmten Steinkreise auf den Orkneys, der Ring of Brodgar und die Stones of Stenness, waren dagegen zu weit entfernt. Aber die Fahrt zu den Standing Stones of Callanish hat sich für uns gelohnt. Niemand wollte Eintritt von uns und wir konnten so lange bleiben wie wir wollten. Es gestaltete sich jedoch etwas schwieriger die Steine nach unseren Vorstellungen zu fotografieren. Denn entweder pilgerten Esoteriker zwischen den Steinen oder andere verrückte Fotografen hampelten zwischen den Steinen herum. Aber Geduld zahlt sich aus.

Unsere liebste schottische Insel und wohl auch die liebste der meisten Fotografen, ist Isle of Skye. Wobei wir zugeben müssen, dass wir noch nicht viele der anderen schottischen Inseln gesehen haben. Unser Versuch bei der letzten Reise auf die Isle of Mull überzusetzen, scheiterte kläglich daran, dass die kleine Fähre, die zwischen dem "Mainland" und der Insel pendelte, aufgrund einer Veranstaltung hoffnungslos über mehrere Tage hinweg ausgebucht war. Der Kartenverkäufer bot uns an, das wir warten könnten und hoffen, dass vielleicht nicht alle verkauften Tickets gelöst werden würden. Ein Blick auf die bereits vorhandene Warteschlange sagte uns jedoch, dass wir uns auf eine lange Wartezeit einstellen mussten. Das und die Aussicht auf eine übervölkerte Insel, ließ uns dann den Besuch auf ein anderes Mal verschieben.

Da ist Isle of Skye aufgrund der Skye Bridge, die seit 1995 bei Kyle of Lochalsh über den Loch Alsh führt, weit einfacher zu erreichen. 'Insel des Nebels' lautet der mystisch angehauchte Spitzname der Insel übersetzt. Ein Name, der sich im ersten Moment anhört, wie ein Ort aus der Artus-Legende. Einem Ort, der stets hinter dichten Nebel verborgen bleibt, so dass kein sterbliches Auge in zu erblicken vermag. So schlimm ist es jedoch nicht mit Isle of Skye, auch wenn der Name nicht von ungefähr kommt. Tatsächlich liegt die große Insel des Öfteren in Nebel gehüllt. Das dies sehr schnell passieren kann, haben wir auch schon selbst erlebt. Wir waren in den frühen Morgenstunden zum Old Man of Storr hinauf marschiert und gerade auf der Suche nach einem geeigneten Platz, um die Felsnadel mit der aufgehenden Sonne zu fotografieren, als schon dicke Nebelschwaden wie aus dem Nichts auftauchten. Es reichte noch gerade mal für zwei Fotos, dann war die Felsnadel in einer grauen Suppe verschwunden. Der Nebel war so dicht, dass man schon nach ein paar Meter nichts mehr sah. Da standen wir nun und konnten uns nicht so recht überwinden, nach dem steilen und anstrengenden Aufstieg, für den wir etwas über eine Stunde benötigten, so unverrichteter Dinge wieder zum Parkplatz zurückzukehren. Zumal wir in ein paar Tagen wieder in Deutschland sein mussten. So versuchten wir den Rat mit den paar Minuten Warten umzusetzen. Aus den Minuten wurde in Summe eine ganze Stunde, bis die graue Wand genauso schnell wieder verschwand, wie sie gekommen war. Der Sonnenaufgang war schon längst vorbei, aber nach der undurchdringlichen grauen Nebelwand, plötzlich diese Weite vor sich zu haben, war gigantisch. Wir konnten bis Applecross auf dem Mainland blicken. Und hinter der Felsnadel Old Man of Storr halb verborgen entdeckten wir die Black Cullins. Es war atemberaubend, wie so viele andere Orte auf dieser zauberhaften Insel:
Wir standen auf der Steilküste bei Neist Point, folgten dem River Brittle flussaufwärts zu den Fairy Pools oder genossen einen romantischen Sonnenuntergang am Strand von Talisker Bay, um nur ein paar wenige zu nennen.
Einer der liebsten Orte für uns ist jedoch der bucklige Quiraing. Wenn das erste Sonnenlicht auf die bizarre Landschaft fällt, fühlen wir uns plötzlich um Jahrmillionen zurück in die Vergangenheit versetzt und sagen uns: Ja, in so etwa könnte die Landschaft ausgesehen haben, als die Dinosaurier noch lebten. Es gibt einige Wanderwege, die unterhalb oder auch oben auf dem Rücken des Bergmassivs entlangführen. Aber auch schon die Fahrt hinauf zum Parkplatz oder der Blick von Staffin Bay hinauf, ist absolut sehenswert.

Auf Isle of Skye, erblickten wir auch endlich das Tier, das zu Schottland gehört wie der Kilt oder Dudelsack: das schottische Hochlandrind. Schon auf der ganzen Reise hatten wir nach den Rindern mit ihrem charakteristischen zottigen rotbraunen Fell Ausschau gehalten und mit etwas Glück ein paar vereinzelte Tiere von weiten auf der Weide gesehen. Doch hier entlang der Küste von Loch Dunvegan tummelte sich eine große Herde und wir konnten uns sogar unter ihnen bewegen. Wir waren verblüfft, dass es die Tiere auch noch mit anderen Fellfarben gab. Bisher kannten wir nur das klassische rotbraune Fell. Aber es gab sie auch in verschiedenen Schattierungen von cremeweiß bis dunkelbraun. Sogar ein stattlicher Bulle mit schwarzem Fell war darunter. Zu unserer großen Freude entdeckten wir auch einige Kälber unter ihnen, die allerdings stets von ihren Müttern beaufsichtigt wurden und die wir unsererseits besser nicht aus den Augen ließen. Denn wer weiß ob das Muttertier nicht am Ende noch unsere Anwesenheit als Bedrohung für ihr Kalb sah, auch wenn wir den respektvollen Abstand wahrten. Wir wollten auf keinen Fall nähere Bekanntschaft mit den ausladenden Hörnern machen. Doch die Sorge war unbegründet. Als es einem Muttertier offenbar doch mit den Touristen etwas zu viel wurde, marschierte sie mit ihrem Kleinen einfach davon.

Ebenfalls auf Isle of Skye besuchten wir die Talisker Destillerie. Ein Muss, wenn man schon mal in Schottland ist. Denn es gilt als das Nationalgetränk der Schotten. Wobei wir uns nicht ganz sicher sind, ob das nicht vielleicht auch das schottische Bier - Ale - ist. Zumindest in den Supermärkten fiel uns die Vielzahl an verschiedenen Marken aus kleineren Brauereien auf. Aber nachdem wir ja aus einem Land kommen, das zu den Meistern der Bierbraukunst gehört und schon dort eine Brauerei besucht hatten, wollten wir uns nun auch ein Bild vom Whisky brennen machen.  Was kann man schon Besseres an einem verregneten Tag tun, wenn man nicht den ganzen Tag im Wohnmobil hocken will. Nachdem wir erst an einer kleinen Verkostung, der goldenen Flüssigkeit, teilnahmen, ging es anschließend weiter durch die Destillerie. Auf sehr amüsante Weise brachte uns unser Guide, Original im schottischen Kilt, dar, dass Bier und Whisky von den Zutaten nahezu identisch sind, denn dem Whisky fehlt eigentlich nur der Hopfen. Doch dann gehen beide ganz unterschiedliche Wege: Bier wird gebraut und Whisky gebrannt. Leider war es mal wieder nicht erlaubt von den Kupferkesseln, Brennblasen und Co. Fotos zu machen. Erst im Lagerraum gestattete der Guide uns ein paar Fotos von den Fässern. Fässern, die noch viele Jahre dort stehen würden, bevor ihr Inhalt, die goldene Flüssigkeit eines Tages in Flaschen abgefüllt und verkauft wird.

Vielleicht wird das eine oder andere Fass auf unserem Foto noch an seiner Stelle stehen und dem großen Moment entgegenfiebern, wenn wir wieder nach Schottland kommen. Denn auch wenn wir keine großen Whisky-Trinker sind, so hat uns die raue Schönheit des Landes in ihren Bann gezogen und es erwarten uns noch einige Regionen und Inseln, die wir noch nicht mit unseren Kameras besucht haben. Auf unseren nächste Schottlandreise... Slàinte mhath!

Talisker Whisky Fässer