Echte Offroader liegen in Europa im Sterben. Die hippe Fraktion der SUVs wird meist nicht mal mehr mit 4x4 gebaut, geschweige denn dass sie im Gelände länger als eine kurze Schnupperfahrt bestehen würden. Sie richten sich eher an Kunden, dessen größtes Abenteuer im Erklimmen der nächsten Bordsteinkante besteht. Jene wenige Überlebenden alter Schule wissen oft nicht für was sie eigentlich geschaffen wurden. Manche erfahren eine gewisse „Artgerechte Haltung“ als Baustellenfahrzeug oder werden gelegentlich in künstlich angelegte Offroad-Parks ausgeführt. Ein enthusiastischer Kreis ambitioniertere Besitzer schaffen ihre Lieblinge nach Osteuropa, Island oder Länder die noch viel weiter entfernt sind, um ihnen ihren eigentlichen Lebenszweck zu bieten. Aber man muss gar nicht so weit fahren, um seinem zweispurigen Gefährt ein bisschen Abenteuerluft um den Kühler wehen zu lassen. In den europäischen Westalpen ist das traditionelle 4x4 Wandern auf bis zu 3.000 Metern über dem Meeresspiegel noch möglich. Dort findet man Stein- und Schotterpisten, die mitten hinein in die wildromantische Gebirgslandschaft führen.
Wer allerdings spektakuläre Offroad-Touren quer durch die Wildnis erwartet, wird leider enttäuscht. Die Wege sind meist zahm und auch von SUVs flankiert. Es sind nur wenige Schlüsselpassagen oder der Einfluss schlechten Wetters, der hochbeinige 4x4 und deren Treiber, auf den alten Kriegspfaden zu Hochleistungen anspornen.
Bewaffnet mit einem Offroad-Reiseführer über die Westalpen haben wir unserem „Kleinen“ (Nissan Navara D40) ein bisschen Abwechslung vom Großstadt-Asphalt gegönnt und sind mit ihm auf Erkundungstour in besagte Region gefahren. In der kurzen Zeit konnten wir natürlich bei weitem nicht alle Touren abfahren, die der Reiseführer anbot, aber die wenigen, die wir geschafft haben möchten wir kurz vorstellen:
Piste: | 53 km Kammstraße (davon 16 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.541 m über dem Meeresspiegel (Colle d’Ancoccia) |
Fahrverbot: | Anfang Juli bis Mitte/Ende September an Samstagen und Sonntagen von 9-17 Uhr |
Die ehemalige Militärstraße ist nicht nur in unseren Augen ein absolutes Highlight, wenn wir den regen Verkehr an Motorrädern und Geländewagen beobachten, der in regelmäßigen Abständen an uns vorüberzieht, während wir Rast machen. Das Highlight bezieht sich aber wohl eher auf die schöne Gebirgslandschaft und weniger auf den fahrerischen Anspruch der Piste. Sie ist einfach zu befahren und bietet dem erfahrenen Fahrer keine Herausforderung.
Spannender wird es, wenn man mit einem großen Geländewagen in den Colle del Mulo einbiegt. Dieser geht nach 600 Metern auf einer schmalen Bergschulter überraschenderweise in einen einfachen Wanderweg über. Ein großzügiger Wendeplatz sucht man vergebens. Mit einigem rangieren schafft es unser Kleiner aber dennoch und wir müssen die Rückfahrt nicht im Rückwärtsgang zurücklegen.
Nicht nur landschaftlich sehr schön ist der Schlenker über die Parallelstraße Colle d’Ancoccia. Sie bildet mit ca. 2.541 Metern über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt der Maira-Stura-Kammstraße. Wer hier nicht mit genügend Bodenfreiheit oder Power einbiegt, kann schon mal leicht ins Schwitzen kommen. Denn die Piste ist teilweise tief ausgewaschen und bei der alten Militärruine gibt es eine steile Passage, die zu bewältigen ist. Wir haben gehört, dass bei Regen der Pistenabschnitt sogar nur schwierig bis gar nicht befahrbar ist. Nachdem bei uns aber Dauersonnenschein herrscht, können wir die Aussage weder bestätigen, noch widerlegen.
Landschaftlich sehr gut gefällt uns auch die Straße, die bei Colle Valcavera nach Norden abbiegt. Wobei es weniger eine Offroad-Piste ist, als mehr eine asphaltierte Bergstraße, die sich gemütlich ins Tal schlängelt. Sie bietet sich jedoch als sehr gute alternative Auf- oder Abfahrt zur Kammstraße an.
Piste: | 44 km Kammstraße (davon 28 km Schotterpiste); Auffahrt Süd-Rampe 18 km |
Höchster Punkt: | 2.335 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | - |
Die Auffahrt aus dem Mairatal auf die Kammstraße ist nicht sonderlich spannend. Die 1 ½ Spuren breite asphaltierte Straße durch den dichten Wald, wird nur durch abzweigende Straßen, die zu kleinen Ortschaften führen, aufgelockert. Erst auf der Passhöhe bei 2.300 Höhenmetern treffen wir endlich auf die eigentliche Kammstraße.
Viel mehr können wir eigentlich auch schon gar nicht mehr von dieser Kammstraße berichten, denn unser Kleiner fordert plötzlich unsere volle Aufmerksamkeit. Ihm scheint auf einmal auf den letzten Kilometern bis zur Passhöhe die Puste auszugehen. Mühsam schleppt er sich im ersten Gang die Straße hinauf. Wir können uns nicht erklären woher der plötzliche Leistungsabfall kommt. Denn nichts weist auch nur im Entferntesten auf einen Defekt hin. Wir wollen unsere Werkstatt kontaktieren, um Rat für unser weiteres Handeln einzuholen, aber Handyempfang ist da oben Mangelware. Nachdem es bereits später Nachmittag ist, verzichten wir auf die letzten 6 Kilometer bis zum Colle della Bicocca, die auf annähernd gleicher Höhe über den Kamm verlaufen wäre und kehren zurück ins Tal. Endlich die Werkstatt am Ohr, werden wir jedoch auch nicht schlauer. Nachdem keine Warnlampen einen größeren Schaden signalisieren, spekulieren sie, dass vielleicht das Öl des Automatikgetriebes zu heiß geworden war. Klarheit würde allerdings erst die Auswertung des Fehlerprotokolls bringen. Das war auch der finale Rat der Werkstatt. Nachdem aber die hiesigen Werkstätten inzwischen schon Feierabend haben und wir auf die Schnelle keine entsprechende Werkstatt in der Nähe zu finden können, wollen wir das Ganze auf sich beruhen lassen.
Am nächsten Tag zeigt der Kleine wieder seine normale Leistung und wir beschließen unsere Tour fortzusetzen.
Allerdings verzichten wir darauf die Varaita-Maira-Kammstraße erneut zu erklimmen. Vielleicht wäre die Kammstraße Richtung Varaitatal von der Aussicht und dem Fahren interessanter geworden. Zumindest lesen wir im Tourenführer von einer guten Aussicht auf die Po-Ebene und von engen Passagen über Geröllhänge mit felsigen Hindernissen. Aber dafür gab es noch zu viele andere Pisten im Tourenführer, die uns viel mehr reizen.
Anmerkung: Nach unserer Rückkehr nach Deutschland haben wir das besagte Fehlerprotokoll von unserer Werkstatt auslesen lassen: Der G-Sensor hatte einen Fehler gemeldet und damit das Notlaufprogramm gestartet, was zu einer reduzierten Leistung führte.
Piste: | 34 km Passstraße (davon 12 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.179 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | Anfang November bis Ende Mai Wintersperre |
Die asphaltierte Passstraße führt vom Chisonetal durch ein Waldgebiet stetig Bergauf. Vorbei an zwei großen, sehr auffälligen Gebäuden, die auf uns verlassen wirken. Erst im Nachhinein erfahren wir dass es sich bei den beiden identischen Gebäudekomplexen um das Hotel Pracatinat handelt, das einst im Jahre 1929 als Lungensanatorium für Tuberkulosekranke errichtet wurde. Ob das Hotel aktuell nur zwecks Renovierungsmaßnahmen geschlossen ist oder generell nicht mehr bewirtschaftet wird, konnten wir bei Entstehung des Berichts nicht ausfindig machen.
Oberhalb des Forts delle Valli, führt rechts eine Schotterstraße zum Rifugio Selleries. Von dort können verschiedene Gebirgswanderungen unternommen werden. Wir selbst begnügen uns damit, eine kurze Wanderung auf Schusters Rappen, von der Abzweigung bis zum Rifugio zu machen. Aber auch für Fahrzeuge ist die 5 Kilometer lange Sackgasse problemlos zu bewältigen.
Südlich des Scheitels zweigt die Assietta-Kammstraße ab, die über eine 35 Kilometer lange Piste über den Gebirgskamm bis nach Sestriere führt. Dabei bewegt man sich stets auf einer Höhe von 1.900 bis 2.500 Höhenmetern.
Die Abfahrt Richtung Susa verläuft überwiegend durch den Wald und beinhaltet einen Streckenabschnitt mit über 30 dicht aufeinanderfolgenden engen Serpentinen, die wir mit unserem Kleinen teilweise reversieren müssen.
Der Colle delle Finestre ist so einfach zu fahren, das er auch normalen PKWs keinerlei Probleme haben. Die vielen Serpentinen im Susatal, sind aber auf die Dauer etwas anstrengend. Sollten wir das nächste Mal hier vorbei kommen, werden wir uns die Assietta-Kammstraße etwas genauer anschauen.
Piste: | 40 km Passstraße (davon 19 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.094 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | Anfang November bis Ende Mai Wintersperre |
Der Colle del Colombardo verbindet das Susatal mit dem benachbarten Viùtal. Dabei führt die Passstraße über den Punta Sbaron gerade mal 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels vorbei. Das Gipfelkreuz auf 2.223 Höhenmeter ist über einen Wanderweg von der Passstraße aus zu erreichen.
Wie auch der asphaltierte Teil der Strecke, sind die 19 Kilometer Schotterpiste einfach zu fahren. Hier und da zweigen Wege zu überwiegend verlassenen Steinhäusern ab. Immer wieder sehen wir an den windgeschützten Stellen alte Wohnwägen der Hirten.
Oben vom Pass hat man eine schöne Aussicht über die Po-Ebene, als auch hinein in die Bergwelt.
Die einzige Herausforderung auf dem Colle del Colombardo besteht wohl eher darin, ein ruhiges und windstilles Plätzchen für die Nacht zu finden. Potentielle Stellen sind bereits von den Hirten besetzt oder mit den Hinterlassenschaften der behüteten Tiere übersät.
Piste: | 13 km Sackgasse (einfach; davon 10 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.157 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | - |
Früher konnte man vom Fort Pramand direkt bis zum Gipfelfort Jafferau weiter fahren. Doch seit einigen Jahren ist der Verbindungstunnel wegen Einsturzgefahr gesperrt. So ist auf der östlichen Auffahrt bei Salbertrand nur noch Fort Pramand nach 13 Kilometern zu erreichen.
Die Schotterpiste ist einspurig und endet oben beim Fort in einer Sackgasse. Die Herausforderung liegt auf dieser Strecke in erster Linie am vorbeilassen des Gegenverkehrs, was nicht gerade einfach ist, wenn Felswände auf der Einen und steile Hänge hinunter ins Tal auf der anderen Seite die Ausweichmöglichkeiten stark reduzieren. Dank der integrierten Rückfahrkamera unseres Kleinen, ist es jedoch für uns nicht weiter schwer so weit zurückzusetzen, bis sich ein improvisierter Passing Place finden lässt.
Auf dem Sattel unterhalb des Forts, treffen wir auf ein Picknick-Areal mit Tischen und Bänken, sowie auf die Abzweigung zum Tunnel und dem Sperrschild. Bis zum Tunneleingang wären es noch 1 ½ Kilometer, die wir uns jedoch sparen, da wir ja doch nur wieder umkehren müssen.
Für das letzte Stück zum Fort auf 2.160 Höhenmetern ist Schwindelfreiheit von Vorteil, wenn sich die Bäume weiter lichten und man weit hinab ins Tal blickt. Der Straßenabschnitt, falls man es überhaupt noch als Straße bezeichnen kann, ist außerdem sehr schmal und teilweise tief ausgewaschen. Dazu kommt, dass die letzten Serpentinen so eng sind, dass wir nicht umhin kommen mit unserem Kleinen zu reversieren.
Oben angekommen erstreckt sich das 1905 errichtete Fort Pramand. Die Ruinen wurden überraschender Weise nicht im Krieg beschädigt, sondern als Teil des Friedensvertrages geschleift. Aber ein paar der aus Beton gegossenen Räume sind noch erhalten und können betreten werden. Allerdings ist die Erkundungstour nicht sonderlich appetitlich, da so mancher seinen Unrat in den Räumlichkeiten zurückgelassen hat.
Die Aussicht vom Fort über das Susatal ist in unseren Augen nicht sonderlich spannend, aber im Windschatten des Forts eignet sich der Platz bestimmt sehr gut zum Übernachten.
Piste: | 29 km Rundkurs (davon 21 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.795 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | - |
Nachdem der Tunnel bei Fort Pramand wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde, hat man die westliche Auffahrt von Bardonéccia wieder instandgesetzt. Im Gegensatz zu Fort Pramand ist es aber keine Sackgasse, sondern kann als Rundkurs gefahren werden.
Nach 7 ½ Kilometern biegen wir in einer Kehre von der Hauptstraße ab und fahren Richtung Tunnel. Schon hier informiert uns ein Schild, das die Abzweigung zum Tunnel gesperrt ist. Aber da wollen wir ja nicht hin, sondern zum Fort.
Die Schotterpiste führt eine ganze Weile an der bewaldeten Bergflanke entlang, bevor es weiter nach oben über die Baumgrenze geht. Vereinzelt ragen umgefallene Bäume in die Straße, um die wir auf der einspurigen Schotterpiste nicht einfach herumfahren können. Hier erweist sich unsere Klappsäge als nützliches Utensil, mit der wir zumindest kleineres Geäst, das uns im Weg steht, zurechtstutzen. Glücklicherweise gesellen sich zu den kleinen Ästen keine dicken Baumstämme, so dass wir nach ein bisschen sägen unsere Fahrt fortsetzen.
Mit 2.805 Metern über dem Meeresspiegel ist Fort Jafferau das höchste Fort Italiens und das zweithöchste in den Alpen. Die Festung wurde bereits zwischen 1896 und 1898 errichtet und wie Fort Pramand im Rahmen des Friedensvertrages mit Ende des 2. Weltkrieges geschleift.
Vom Dach des Forts haben wir eine herrliche 360-Grad-Aussicht bis in die französischen Alpen. Eine schmale und recht steile Schotterpiste führt auf das Dach und kann von kleineren Geländefahrzeugen erklommen werden. Nachdem wir seit Island wissen, dass auch unser Navara nur ein kleiner Geländewagen ist (daher nennen wir ihn auch liebevoll „Kleiner“), lassen wir es uns nicht nehmen und parken ihn ebenfalls auf dem Dach.
Die Abfahrt erfolgt über die sehr steile Skipiste. Im Low-Gear rollen wir langsam die schwarze Piste hinunter und folgen den grob geschotterten Serpentinen bis zum Plateau-Skilift. Dann ist auch schon das schwierigste Stück geschafft. Die weitere Abfahrt ist nicht mehr ganz so steil und schließlich erreichen wir das Hotel Jafferau und somit auch das Ende der Schotterstrecke.
Die Fahrt zum Fort Jafferau ist eindeutig Platz 2 unserer persönlichen Highlights. Die Aussicht vom Fort ist grandios und auch die Strecke mit dem Bruchholz und der Skipiste ein spannendes Erlebnis, das uns sehr gefallen hat. Wir können uns vorstellen, dass vielleicht die Auffahrt über die Skipiste hinauf zum Fort, für Fahrer und Fahrzeug ebenfalls eine spannende Herausforderung wäre.
Piste: | 26 km Sackgasse (davon 13 km Schotterpiste) |
Höchster Punkt: | 2.995 m über dem Meeresspiegel |
Fahrverbot: | Rifugio Scarfiotti von Anfang Juni bis Ende September an Wochenenden (Freitag - Sonntag) von 9-17 Uhr; ansonsten Mautgebühr 5,- € (Stand 2017) |
Die Zufahrt zum momentan höchsten und legal mit zweispurigen Fahrzeugen befahrbaren Punkt in den Alpen, stammte aus den 1950ern und diente einst als Versorgungsstraße für das dortige Gletscherskigebiet inklusive Hotelanlage. Der schnelle Rückzug des Gletschers führte jedoch dazu dass das Skigebiet bald verwaiste und letztendlich ein schweres Lawinenunglück die verlassenen Anlagen endgültig zerstörte. Der Gletscherskibetrieb wurde danach nur noch für die Sommermonate aufrecht erhalten.
Später wurde der Colle Sommeiller ein beliebtes Ausflugsziel für Geländewagen- und Motorradfahrer. Zu der magischen 3.000er-Marke fehlten aber noch ein paar Meter. So trugen findige Fahrer aus Trümmerresten und langen Eisenstangen den so genannten „Fahnenhügel“ zusammen und verlagerten den höchsten Punkt auf 3.005 Meter. Seit 2007 ist jedoch leider Schluss damit. Eine Holzbarriere, die zum einen die Begrenzung für den großen Parkplatz am Scheitel ist und zum anderen auch die italienisch-französische Grenze darstellt, verhindert die Weiterfahrt. Lediglich die Motorräder und Quads können noch durch eine schmale Lücke hindurch schlüpfen und bis zum See fahren.
Bis Rochemolles ist die Strecke noch asphaltiert und somit absolut keine Herausforderung. Auch die anschließende Schotterpiste stellt kein Problem dar. Kurz nach dem Stausee Lago di Rochemolles lädt ein schöner Picknickplatz mit Bänken und Tischen zum Verweilen oder gar zum Zelten ein. Wer sich mit kühlem Bier und herzhaften Mahlzeiten bewirten lassen will, kehrt im Rifugio Scarfiotti ein.
Wir passieren das Mauthäuschen nebst Schranke und folgen der einspurigen Schotterpiste in Serpentinen den Berg hinauf. Am Gegenverkehr kommen wir nur noch an den Kehren vorbei (zum Glück sind es meistens nur Motorräder). Unser Kleiner ist für die engen Kehren zu groß und wir müssen fast jedes Mal reversieren. Im darauf folgenden Hochtal überqueren wir eine kleine Holzbrücke. Die Meisten fahren jedoch daran vorbei und furten lieber durch den Bach, was bei uns – als erfahrene Islandfahrer – nur ein müdes Lächeln hervorruft.
Nach einigen weiteren Serpentinen erreichen wir das Ende des Colle Sommeiller. Unser Navi zeigt stolze 2.995 Höhenmeter, ein Rekord für unseren Kleinen.
Der Colle Sommeiller ist in unseren Augen keine Herausforderung, wenn man mal vom regen Gegenverkehr absieht. Vielleicht mag das im Frühsommer noch anders aussehen, wenn Schneereste auf der Piste liegen und die alljährlichen Instandsetzungsarbeiten im vollen Gange sind. Oder wenn am zweiten Sonntag im Juli, wegen der Stella Alpina (dem weltweit höchstgelegensten Motorradtreffen), so viele Motorräder unterwegs sind, das für Geländewagen schlichtweg kein Platz ist.
Als wir Richtung Westalpen aufbrachen, wussten wir noch nicht wirklich was uns beim 4x4 Wandern erwartete. Aber irgendwie hatten wir uns alles etwas spektakulärer und abenteuerlicher vorgestellt. Das die Westalpen von der Bergkulisse her nicht wirklich mit den Dolomiten mithalten können, war uns von Anfang an klar. Dennoch entdeckten wir auf unserer Tour das eine oder andere interessante Bergmassiv.
Die abenteuerlichen Offroad-Strecken suchten wir jedoch vergeblich. Die Pisten stellen eher eine Herausforderung für Anfänger dar, die noch wenig Erfahrung im Gelände haben. Hochbeinige Geländefahrzeuge, wie unser Kleiner, spielen sich mit den ausgewaschenen Straßen. Da haben die SUVs mit weniger Bodenfreiheit schon etwas mehr zu knabbern. Im Großen und Ganzen sind die Westalpen in unseren Augen eher etwas für Offroad-Softies. Trotz der fehlenden Offroad-Herausforderungen war es ein schönes Erlebnis und die relativ lange Anreise allemal wert. Falls wir wieder einmal in der Gegend sein sollten, werden wir uns auch noch die restlichen Pisten anschauen, die wir aufgrund der Kürze unserer Reise nicht mitnehmen konnten.